Geschätzte Leserin, geschätzter Leser,
dank des Einsatzes der amtierenden Bundesministerin wurde für das Bundesheer wesentlich mehr Geld verfügbar gemacht und wie man aus den Medien entnehmen kann, wird auch schon kräftig eingekauft, so als ob Weihnachten vor der Tür stehe. Das Bundesheer wird dann wieder über eine ansehnliche Flotte an ungepanzerten und gepanzerten Fahrzeugen verfügen, welche für die Erfüllung des verfassungsmäßigen Auftrages der Landesverteidigung unverzichtbar sind.
Sieht man von außen in so manche Kaserne hinein, so kann man die Situation oftmals mit einem einfachen Satz beschreiben: Es ist nicht überall Bundesheer drinnen, wo auch Bundesheer draufsteht! Gemeint ist damit, dass man in Kasernen wenige Soldaten sieht und dies den Schluss zulässt, dass dem Bundesheer Kader- und Milizsoldaten fehlen und es offensichtlich keine Lösung für das Fehl an Soldaten gibt. Vielmehr werden die Anwerbemaßnahmen des Heeres durch jede Menge unglücklicher Äußerungen so manch hochrangiger Politiker in den Medien konterkariert; etwa als der Bundeskanzler zu verstehen gab, dass Milizübungen der Wirtschaft schaden würden und er keinen Sinn in den verpflichtenden Truppenübungen sehe.
Damit gibt es zwar viel neuwertiges Gerät, aber es fehlen die Bedienungsmannschaften. Das neuwertige Gerät droht dahin zu rosten, oftmals auch im Freien, da die Garagen fehlen. Das Ganze erinnert mich an ein sogenanntes Potjomkin’sches Dorf. Vielleicht werden schon aus diesem Grunde die Russen uns nicht direkt angreifen, denn die Russen lieben Potjomkin und seine Dörfer. Vielleicht auch eine Art Abschreckung auf Österreichisch!!!
Wir leben aktuell in einer Zeit, in der in Österreich offensichtlich die Diskussion über wichtige Themen der Sicherheits- und Verteidigungspolitik nicht mehr voll zugelassen wird. Ich hoffe nicht, dass diese Entwicklung jenen Zustand erreichen wird, der angeblich von Dostojewski so trefflich beschrieben wurde: „Die Toleranz wird ein solches Ausmaß erreichen, dass den intelligenten Menschen das Denken verboten wird, um die Schwachköpfe nicht zu beleidigen.“
Ihr Chefredakteur
Harald Pöcher