Geschätzte Leserin, Geschätzter Leser,

wenn Sie diese Ausgabe durchblättern, neigt sich die Lebensdauer der türkis-grünen Bundesregierung dem Ende zu. Es ist daher an der Zeit, die Schulnote für die in den letzten fünf Jahren für die Landesverteidigung verantwortliche Ressortleiterin zu vergeben. Mag. Klaudia Tanner hat nach einigen Anfangshopperla einen tadellosen Einsatz gezeigt und man gewann den Eindruck, dass ihr die Soldatinnen und Soldaten ans Herz gewachsen sind. Von mir bekommt sie eine „2-“. Das Minus steht für die Weigerung der Wiedereinführung der verpflichtenden Truppenübungen, für die total misslungene Zentralstellenreform, die Nichteinführung einer Militäruniversität und für die mit zu wenig Energie durchgeführte Personaloffensive, insbesondere was eine höhere Bezahlung der untersten Funktionen betrifft. Dafür, dass es keine bessere Note geworden ist, kann sich die Ministerin bei ihrem Bundeskanzler bedanken, der sich gegen die Wiedereinführung dieser Truppenübungen ausgesprochen hat. Tanner hat mit ihrem durchaus positivem Wirken für das Heer jedenfalls für die Ressortleitung der nächsten Legislaturperiode, damit auch vielleicht für sich selbst, die Latte sehr hoch gelegt. Dass die Personalsituation auch in der Miliz nicht gerade rosig aussieht, beklagen die Milizbataillonskommandanten in einem offenen Brief und in einem Forderungskatalog, die in dieser Ausgabe abgedruckt sind. Auch ich schließe mich diesem Appell vollinhaltlich an und ergänze, dass sich das Bundesheer in Bezug auf die Personalausstattung spätestens in fünf Jahren „fünf nach zwölf“ befinden wird, wenn in diesem Bereich nicht gezielt punktgenaue Maßnahmen ergriffen werden. Das Personalproblem muss jedenfalls rasch gelöst werden. Die Höhe der Bezahlung ist zwar nicht alles, aber gerade die untersten Ränge gehören besser bezahlt. Zu rechtfertigen ist eine bessere Bezahlung der Soldatinnen und Soldaten einfach damit, dass sie bereits im Frieden ihren Kopf hinhalten müssen. Ich habe vor mehr als zehn Jahren in Rahmen der Diskussion um die Beibehaltung der Wehrpflicht bereits die provokante Frage gestellt: „Warum soll ein Generalmajor nicht 9 000 Euro netto oder ein einfacher Gewehrschütze 2 500 Euro netto verdienen?“ Die Folge davon wäre, dass das Bundesheer genügend Bewerber hätte, allerdings auch mehr inländische Neider als ausländische Feinde.

Einen schönen Herbst wünscht Ihnen

Ihr Chefredakteur
Harald Pöcher

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